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Germany Tour, Jul 2013 - Rems-Zeitung

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Europäischen Kirchenmusik: The Choir of Trinity College Cambridge begeisterte

Als nach dem Konzert an Sir John Tavener der Preis der Europäischen Kirchenmusik verliehen wurde, sah man bei einigen Mitgliedern des Choir of Trinity College Cambridge gewisse Zeichen von Erschöpfung, sogar Tränen, die auch der Rührung über den festlichen Moment geschuldet sein konnten; aber als Konzertbesucher war man fast froh darüber, hatte man nun doch den Beleg dafür, dass es sich bei den 32jungen Sängerinnen und Sängern tatsächlich auch um Menschen aus Fleisch und Blut handelte – so überirdisch war das, was am Donnerstagabend in der Augustinuskirche geboten wurde.

Zuvor hatte dieser Chor unter der Leitung von Stephen Layton gut zwei Stunden lang (gefühlt vielleicht 30 Minuten) Musik auf allerhöchstem Niveau in den Kirchenraum gezaubert.
Sie standen auf dem Choraufbau mit relativ großem Abstand zueinander, während des Singens praktisch bewegungslos, selbst bei expressivsten fortissimo-​Stellen sah man den jungen Leuten keinerlei Anstrengung an. Was man in den Gesichtern sah, waren die Freude am Musizieren, der Respekt vor den Werken, die hier auf idealtypische Weise interpretiert wurden, und äußerste Konzentration.
Jede und jeder schien für sich allein zu singen, dabei in sich hinein, aber auch auf die anderen lauschend: So fügten sie sich zu einem einzigen künstlerischen Organismus zusammen, dessen Funktionen von Stephen Layton meist mit sehr ruhiger, gelassener Gestik (mit rotem Bleistift anstelle eines Dirigierstabs!) abgerufen wurden; lediglich seine Körperspannung ließ seine Präsenz erkennen – und wenn er mal zur großen Geste griff, dann schien die Kirche zu beben.
Unglaublich, dass ein 32-​köpfiger Chor eine derartige dynamische Bandbreite entfalten kann, etwa beim abschließenden „Alleluja“ von John Taveners „Song for Athene“ oder in Francis Poulencs „Exultate Deo“. Dabei sang der Chor wie selbstverständlich das ganze Konzert auswendig, obwohl vier verschiedene Sprachen abgerufen werden mussten (Englisch, Latein, Deutsch, und „Kirchenslawisch“ bei Arvo Pärts „Bogoroditse Djevo“).
Die aufgeführten Werke entstanden in Renaissance, Barock und im 20. Jahrhundert: Faszinierend, wie perfekt die Chormusik aus diesen weit auseinanderliegenden Epochen in der Interpretation des Universitätschores zusammenpassten und es zeigte sich auch deutlich, dass Komponisten wie Francis Poulenc oder Benjamin Britten, und eben auch John Tavener sich ihrer Wurzeln bewusst sind. Als Beispiel sei John Taveners „Funeral Ikos“ genannt, in dem sich psalmodierendes Unisono, gregorianische Klänge, choralartige Phrasen mit spröden archaischen Intervallen und Dissonanzen ganz selbstverständlich zusammenfügten – Eklektizismus in bester Ausprägung. Das ist das musikalischen Credo von Sir John: Musik ist interkulturell und interreligiös (und eben auch interepochal!), in ihr manifestiert sich das Heilige im Menschen. „Music must have a sacred quality“, sagte Sir John im Künstlergespräch, und „Was nicht gesungen werden kann, ist nicht wert geschrieben zu werden.“
Ob er oft seine Werke so perfekt gesungen zu hören bekommt? Die Qualität des Choir of Trinity College lässt sich auch mit langer Tradition (die Wurzeln liegen im14. Jahrhundert!) nur schwer erklären; schließlich muss es naturgemäß eine große Fluktuation in der Besetzung geben. Eiserne Disziplin und hohe Musikalität müssen bei jedem einzelnen Chormitglied gegeben sein, penibelste Probenarbeit muss dazu kommen, sonst wäre diese unglaubliche Präzision nicht zu erreichen: Einsätze wie aus einem Mund; ein glasklarer Sopran mit intensivster Leuchtkraft (manchmal sogar eher „glasschneidend“ wie in Herbert Howells „I hear a voice from heaven“) ; gleichrangiger, intensiver Alt (mit zwei oder drei Countertenören verstärkt); Tenöre, die keinerlei Mühe mit höchsten Lagen haben; fundamentale Bässe, die anscheinend nicht atmen müssen: Im „Song for Athene“ von John Tavener hielten sie minutenlang einen extrem tiefen „Orgelpunkt“ (großes E oder gar Es?), ohne dass man auch bei genauem Hinhören ein Atmen bemerkt hätte. Und dabei gaben die jungen Sänger keinen Millimeter ihrer Intonation preis. Diese absolute Intonationssicherheit ist überhaupt eines der eindrucksvollsten Merkmale dieses Ensembles, zumal der größte Teil des Konzerts a cappella gesungen wurde.
Nur beim abschließenden „Rejoice in the lamb“ von Benjamin Britten kam in wichtiger lautmalerischer Funktion das Orgelpositiv, gespielt von Jeremy Cole, hinzu; er hatte auch die achtstimmige Bach-​Motette „Lobet den Herrn“ begleitet, die mit einem atemberaubenden Tempo fast schon übertrieben virtuos durch die Augustinuskirche fegte.
Eine kleine Atempause verschaffte dem Chor die Organistin Eleanor Kornas, die Bachs Sinfonia zu Kantate Nr. 29 ebenfalls festlich straff und streng rhythmisiert darbot.
Die Plätze in der Augustinuskirche waren natürlich ausverkauft und jeder, der keine Karte bekommen hatte, hat ein spirituelles Erlebnis, ein musikalisches Ereignis ersten Ranges verpasst. Unter den Besuchern befanden sich viele Chorsänger, deshalb hörte man in der Pause und nach dem Konzert des Öfteren die Frage: „Muss man da neidisch sein?“ Die Antwort war ein klares „Nein“. Man erlebte hier eine (fünfte oder sechste) Dimension, die für einen „normalen“ Chorsänger kein Maßstab sein kann.

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European Church Music Festival: The Choir of Trinity College Cambridge delighted its audience.

When the Prize of European Church Music was awarded to Sir John Tavener after the concert, certain hints of exhaustion and even the odd tear could be seen amongst the singers of the Trinity College Choir. Much to the delight of the concertgoer, this confirmed that the 32 young singers were actually human beings, which stood in contrast to the almost unearthly performance that was given in the St Augustin church on Thursday evening.

Prior to this, Stephen Layton and his choir had enchanted the church with two hours (which actually only felt like 30 minutes) of music of the highest level.

They stood, almost motionless and relatively spaced out, on the stage and even the most expressive fortissimo passages seemed to be sung effortlessly.

The joy of making music was apparent, showing deep respect for the pieces that were performed to perfection with the utmost concentration.

Each person seemed to be singing for him or herself, almost introverted, yet always listening carefully to the others. Stephen Layton called upon this artistic organism with very calm and poised gestures (a red pencil replacing his baton!) and it was merely slight actions that gave his presence away. Yet whenever he gesticulated most, the church appeared to tremble.

Unbelievably, a choir comprising 32 singers could span such a wide range of dynamic variety, as was heard in the final ‘Alleluja’ of John Tavener’s ‘Song for Athene’ or Francis Poulenc’s ‘Exultate Deo’. Despite the variety of languages (English, Latin, German and Russian), the choir sung the entire programme by heart, as if it were the most natural thing in the world.

The aforementioned pieces spanned Renaissance, Baroque and the 20th century and it was fascinating to see how the university choir seamlessly interpreted these wide historical gaps and also testifies the awareness of composers such as Francis Poulenc, Benjamin Britten and John Tavener’s of their own musical roots. An ideal example for this is John Tavener’s ‘Funeral Ikos’ where chanted unison passages, Gregorian chant, chorally inspired phrases are naturally interwoven with chilly dissonances – eclecticism in its best form. This sums up the musical creed of Sir John Tavener: Music is inter-cultural and inter-religious (and can bring together many different epochs), bringing to light the divine aspect of human existence. ‘Music must have a sacred quality’, said Sir John in the interview and ‘what cannot be sung, is not worth being written’.

Does he often get the chance to hear his works being performed so perfectly?

The quality of the Choir of Trinity College remains difficult to explain even if they can look back on a long tradition (the foundation of it lying in the 14th century!). After all, the composition of the choir is ever fluctuating. Strict discipline and exceptional musicality must be inherent to every member of the choir, paired with meticulous rehearsing, enables them to reach such unbelievable precision. Entries that seem to be sung by one voice, crystal clear sopranos of a most intense brilliance (sometimes even ‘glass-cutting’ as in Herbert Howells ‘I heard a voice from heaven’), equally accomplished and intense altos (boosted by two or three counter-tenors), tenors that effortlessly floated even in the highest tessituras; deep and solid basses, that apparently don’t need to breathe: In John Tavener’s ‘Song for Athene’ they kept a tremendously deep ‘pedal point’ (low E or even E flat?) flowing without ever giving away the need to breathe.

On top of this, the pitching of the young singers did not veer by even the slightest mark. The perfect pitching was altogether the most impressive earmark of this ensemble, especially since most of the concert was sung a capella.

It was only for the concluding ‘Rejoice in the Lamb’ by Benjamin Britten that the chamber organ, played by Jeremy Cole, contributed with an important onomatopoeic accompaniment. He had also accompanied the eight-part Bach motet ‘Lobet den Herrn’ that swept through the St Augustin church in a breathtaking, almost excessively virtuoso tempo.

The organist Eleanor Kornas enabled the choir to take a short break by playing Bach’s Sinfonia from Cantata 29, equally solemn and rhythmically firm.

The St Augustin church was obviously sold out and everybody who did not manage to get a ticket had missed out on a spiritual experience and musical event of the highest level. Amidst the audience there were a lot of choral singers and thus a much heard question throughout the interval and after the concert was: ‘Is one allowed to envy them?’ The answer to that question is a clear ‘no’. What one experienced here was a (fifth or sixth) dimension that clearly lies beyond the benchmark of any ‘normal’ singer.